Deutsch-Ungarisches Forum 2021


31. DEUTSCH-UNGARISCHES FORUM



Digital vom 07. Dezember 2021 - 25. Januar 2022


31. DEUTSCH-UNGARISCHES FORUM 2021

AUFTAKT UND I. PANEL


Erstes Panel diskutierte über die Rolle Mitteleuropas in der Welt sowie die Beziehungen der V4 und Deutschlands.

 

Was will Europa sein? Unter der Moderation von Dr. Andreas Hettyey schwang diese Grundfrage stets im Hintergrund mit und wurde von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der MSZP, Dr. Zita Gurmai, mit Dieser Frage auf den Punkt gebracht. «Wollen wir mehr Jacques Delors oder mehr de Gaulle ?» Dabei betonte sie, dass die Visegrad-Staaten (V4) eine Erfolgsgeschichte darstellen und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den V4-Staaten überaus erfolgreich seien. Deutschland ist in diesen Ländern der größte Investor und dies trage auch zur Stabilität in Europa bei. Sie betonte, dass die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten, unter anderem in der Automobilindustrie, auch weitere Länder umfasse, so unter anderem auch Österreich.


Botschafterin Anke Meyer betonte, dass die gemeinsame Positivagenda, die Viktor Orbán und Angela Merkel vereinbart haben, eine wichtige Grundlage darstelle, um gemeinsame Herausforderungen, wie den Klimawandel, zu bestehen. Erfreulicherweise gebe es bereits jetzt eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ungarn und auch den übrigen V4-Staaten. Dieser Weg sollte aus ihrer Sicht intensiv weiter gegangen werden.


Dr. Kai-Olaf Lang von der Stiftung Wissenschaft und Politik betonte, dass die V4-Staaten an die Mitte Europas grenzen. Ökonomisch bilde man mit Deutschland den größten Block in Europa. So werden in Deutschland und den V4-Staaten rund 75 % von Elektrobatterien in Europa produziert. Er stellte die Frage wie lange diese enge Verzahnung der Wirtschaft von Deutschland und den V4-Ländern noch zukunftsfähig sei und mahnte, angesichts sich rapide verändernder äußerer Umstände ,Transformationslösungen an.


Botschafter a.D. Gergely Pröhle sprach angesichts des neuen Koalitionsvertrages in Deutschland von einem Hang zur Ideologisierung. Dem stehe entgegen, dass viele Unternehmen neu in den V4-Staaten investieren und Forschung und Entwicklung teilweise komplett in die V4-Staaten verlagert werde. Dies sieht der ehemalige Diplomat aber durchaus auch positiv für Deutschland, denn alles was in den V4-Staaten investiert werde, komme auch Deutschland zu Gute, so Pröhle.




Die Auftaktveranstaltung mit den Reden von Tamás Menczer und Miguel Berger sowie die Diskussion im Panel I können Sie noch einmal auf YouTube verfolgen:


Auf Deutsch

Auf Ungarisch





31. DEUTSCH-UNGARISCHES FORUM 2021

II. PANEL


Im Rahmen des zweiten Panels haben die Experten die Vereinbarkeit von wirtschaftlichen Erfordernissen und gesellschaftliche Verantwortung  zur Debatte gestellt.



Die Moderation der Veranstaltung übernahm Dr. Kristina Kurze, aktuell DAAD-Langzeitdozentin für Internationale und Europäische Politik an der Andrássy Universität Budapest. Die Moderatorin verdeutlichte, dass Nachhaltigkeit die Entwicklung der Bedürfnisse der heutigen Generation betrifft und daher Generationsgerechtigkeit im politischen Raum greifbarer wahrgenommen werden sollte.

An dieser Stelle biete das Deutsch-Ungarische Forum neue Chancen und Herausforderungen, um die deutsch-ungarischen Beziehungen einerseits zu stärken und andererseits einen Dialog mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft für eine generationsgerechte Zukunft in Europa zu führen.

Dr. Erzsébet Schmuck, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von LMP in Ungarn, erläuterte, dass eine radikale Änderungen in der Lebensweise bzgl. des Konsumentenverhaltens der Menschen notwendig, da ansonsten die Zivilisation gefährdet ist. Entwicklung, Wachstum und Nachhaltigkeit müsse man getrennt voneinander betrachten und mögliche Zielkonflikte mit wirtschaftspolitischen Instrumenten begegnen. Die Politikerin betonte, dass gerade Biodiversität eine große Möglichkeit biete eine nachhaltige Umwelt zu erreichen und forderte diesbezüglich, dass Politikerinnen und Politiker mehr in globalen Zusammenhängen denken sollten. 

Barbara Zollmann mahnte an, dass alle Staaten bei der Umsetzung der Klimaziele mitmachen müssten. Heutzutage steht die Technologie von Wasserstoff im Vordergrund von Unternehmen in Bezug auf Energie und Nachhaltigkeit. Aber auch jede oder jeder Einzelne kann etwas beitragen. Allerdings muss auf der oberen Ebene eine Bündelung der Maßnahmen erfolgen, so dass die verschiedenen Innovationen ihre Wirkung entfalten können, so die Geschäftsführerin der Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer.

Attila Steiner, Staatssekretär für die Entwicklung der Energie- und Klimapolitik, Ministerium für Innovation und Technologie in Ungarn, führte aus, dass die Rahmenbedingungen verändert werden müssen, um eine Transformation zu verwirklichen. Es gibt oft nur Zieldefinitionen und Vereinbarungen zum Thema Klimaneutralität, aber die konkreten Maßnahmen sind auf staatlicher Ebene noch ausbaufähig. Steiner war jedoch der Meinung, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch seien. Das ungarische Parlament habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 anhand einer Nationalstrategie die Treibhausgase zu reduzieren. Allerdings fehle die Umsetzung und die Koordination in der Zivilgesellschaft noch. Die größte Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität sei es, die Bevölkerung mitzunehmen.

 

Die Diskussion können Sie noch einmal auf Youtube verfolgen:


Auf Deutsch

Auf Ungarisch


WORKSHOPS - DEUTSCH-UNGARISCHES FORUM 2021

08.12.2021 - 25.01.2022


08.12.2021

I. Workshop

Nachhaltiges Wirtschaften und Green Deal – was bedeutet das für den Wirtschaftsstandort Europa?


Leiter: Dr. Thomas Narbeshuber, CEO, BASF


Der gebürtige Österreicher ist nicht nur seit mehr als 25 Jahren bei der BASF tätig und dort neben Ungarn für ganz Südosteuropa verantwortlich, sondern auch Sprecher für die Region im Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft.

In seinem Eingangsreferat betonte Narbeshuber, dass die Klimawandel ein globales Problem sei, an der Tatsache gebe es nichts mehr zu rütteln. Insofern sei die Frageformulierung des Workshops sehr treffend, denn es müssten sich sowohl der Endverbraucher wie auch die Industrie fragen, wie diese Fragen zu beantworten seien. Dabei müsste man insbesondere bei Landwirtschaft, Mobilität, Energie sowie Ökosysteme und Biodiversität zu Veränderungen kommen. Die Gesellschaft muss sich die Frage stellen, wie man von einer Wegwerfgesellschaft zu einer zirkularen Wirtschaft kommen kann. Wie wir wohnen und leben, das kann jedoch nicht nur lokal gesehen werden, sondern muss global betrachtet werden.

Die EU hat daher für die nächsten Jahre insgesamt 750 Mio. Euro bereitgestellt, um benachteiligte Bevölkerungsgruppen und Industrien entsprechend umzustellen.

Ein wesentliches Mittel, um den CO² Footprint zu minimieren, wäre eine konsequente Wertstoffsammlung. Dies geschieht innerhalb der EU noch immer nicht flächendeckend. So landet in Ungarn 70 % des Hausmülls auf der Deponie, in Tirol ist dieser Anteil verschwindend gering. Allerdings sind in Tirol auch die Mülleimer für Hausmüll sehr klein und werden nur selten abgefahren, während Wertstoffe regelmässiger entsorgt werden.

 

Wie wirkt sich das alles auf Unternehmen aus? Viele Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst wenig CO² zu produzieren. .

Die BASF verfolgt dies bereits seit 2011 mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie. Auch hier kommt sehr starker Druck von außen. Investoren verlangen Nachhaltigkeit auf Druck der Öffentlichkeit sowie von internationalen Finanzgebern. Nicht nur die BASF, sondern die gesamte Industrie arbeitet sehr stark am Thema Nachhaltigkeit, externe Beratungsfirmen haben sich hier etabliert.

Ein Teilnehmer des Workshops stellte die Frage, wie man das denn zum Beispiel in China mit Standards mache. Thomas Narbeshuber hierzu: «Die BASF setzt in China die Standards». Die Regierung hat die Standards der BASF auch für andere Firmen adaptiert und das sind keine reduzierten Standards, sondern deutsche Standards.

Das nicht alles ganz einfach werde, machte der CEO zum Schluss seiner Ausführen deutlich. Es gelte alle Schichten der Gesellschaft mitzunehmen und darauf zu achten, dass diese nicht gespalten werde. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass es genügend Innovationskraft geben werde, um die Probleme zu lösen, sein Fazit «Wird nicht einfach, aber machbar».

 



18.01.2022

II. Workshop

"Der Weg – Eine Ungarndeutsche Zeitreise" Gesellschaftspiel


Leiter: Károly Radóczy, Jugendreferent, Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen


Ungarn und seine nationalen Minderheiten, das ist ein spannendes und hochaktuelles Thema. Aus diesem Grunde hat die Landsmannschaft der Ungarndeutschen in Kooperation mit dem Bundesministerium für Heimat bereits im Jahr 2017 ein Brettspiel mit dem Titel «Der Weg-Ungarndeutsche Zeitreise» entwickelt.

Im Rahmen eines Workshops des Deutsch-Ungarischen Forums wurde dieses Spiel nun erstmals unter der Leitung von Károly Radóczy, Jugendreferent bei der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, digital gespielt. Bei dem Spiel geht es vor allem um die Rolle der deutschen Minderheit in Ungarn, welche nach den Roma die zweitgrößte nationale Minderheit darstellt.

Bei dem Spiel konnten die Teilnehmer in zwei Gruppen ihr Wissen beweisen. Wobei es bereits zu Beginn sehr spannend war, ging es doch um die Frage der Notwendigkeit, warum überhaupt Kolonisten nach Ungarn kommen sollten und warum aus Deutschland.


 

Manches hat sich aus der damaligen Zeit bis ins heute erhalten. Zum Beispiel der Begriff «Stifolder» für eine typische Branauer Wurstsorte. Das Rezept brachten Bauern aus der Region des Stiftes Fulda mit, woraus sich das Wort erhalten hat. Viele Bräuche und Feste, die sich größtenteils auch am liturgischen Kalender orientieren, haben ebenfalls bis in die heutige Zeit überlebt.

Einen großen Einbruch erlebte die deutsche Minderheit nach dem 2. Weltkrieg, wo mehr als 220.000 Ungarndeutsche nach Deutschland vertrieben wurden. Aber auch für die Verbleibenden wurde das Leben schwer, denn es galt das Verbot des Gebrauchs der Muttersprache.

 


20.01.2022

III. Workshop

DiplomatInnen im Gespräch


Leiter: Dr. Bíbor Hochmann, LL.M., II. Botschaftssekretärin, Innenpolitik, parlamentarische Zusammenarbeit, Entwicklungszusammenarbeit, Botschaft von Ungarn in Berlin und Katja Dorrmann, Referentin für Bildung und Kultur an der Deutschen Botschaft Budapest


Im diplomatischen Dienst zu arbeiten ist für viele ein Traum, viele neue Ländern und Kulturen kennenlernen, abends an der Bar einen Cocktail trinken und von einem Empfang zum nächsten. Die Damen stets im Abendkleid und die Herren im Smoking. So oder ähnlich stellen sich viele immer noch die Tätigkeit im Auswärtigen Dienst vor. Grund genug einmal damit aufzuräumen und mit Frauen zu sprechen, die im diplomatischen Dienst tätig sind. Im Rahmen des Deutsch-Ungarischen Forums gab es hierzu einen Workshop mit dem Titel «Diplomatinnen im Gespräch» wo die Teilnehmer ganz konkret ihre Fragen loswerden konnten. Als Referentin auf deutscher Seite stand hierbei Katja Dorrmann zur Verfügung, Referentin für Bildung und Kultur an der deutschen Botschaft in Budapest. Sie arbeitet seit 1981 im Auswärtigen Amt und hatte alle vier Jahre eine neue Aufgabe, welche sie von Bonn und Berlin unter anderem nach Hongkong, Kuala Lumpur, Prag und New York bis zu ihrer heutigen Position in Budapest führte.

Der ungarischen Seite ging Dr. Bíbor Hochmann in das Gespräch, die in Pécs Jura studiert und anschließend ein Stipendium im Deutschen Bundestag erhalten hat. Im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit hatte sie unter anderem die Möglichkeit, als Austauschbeamtin im Auswärtigen Amt in Berlin zu arbeiten und war dort für die Themen Nachhaltige Entwicklung und Energie zuständig. Seit 2018 arbeitet sie an der ungarischen Botschaft in Berlin und ist dort unter anderem für die deutsche Innenpolitik zuständig.

 

Wie kommt man überhaupt in den Auswärtigen Dienst und welche Sprachen muss man sprechen, auch diese Frage bewegte die Teilnehmer des Forums. Katja Dorrmann erläuterte, dass man auch als Quereinsteiger in den Auswärtigen Dienst kommen könne. Die entsprechenden Lehrgänge sind sehr gemischt, was das Verhältnis zwischen UNI-Absolventen und Quereinsteigern betrifft. Der Frauenanteil soll für eine bessere Diversität deutlich erhöht werden. Englisch ist absolute Grundvoraussetzung und Französisch ebenfalls. Französisch kann aber durch eine andere Sprache ersetzt werden, wobei gewisse französische Sprachkenntnisse unerlässlich sind. In den meisten Ländern kommt man mit Englisch auch ganz gut voran, es ist häufig nicht möglich, die jeweilige Landessprache in 4 Jahren zu erlernen. Der Dienst in Ungarn ist insofern eine große Ausnahme, als dass es hier sehr viele Menschen gibt, die sehr gut Deutsch sprechen.

Wie sieht die Tätigkeit in einer Botschaft im Alltag aus und was waren die Höhepunkte? Dr. Bibor Hochmann erzählte hier von Ihrer Tätigkeit als Austauschbeamtin im Auswärtigen Amt, wo sie für eine Energiekonferenz die Rede für Bundesminister Heiko Maas schreiben sollte. In dieser Rolle war sie dann die Ansprechpartnerin für alle Botschafter in Berlin sowie für das Wirtschaftsministerium. Hierzu gehört auch, Unterschiede zu erklären. So ist es in Ungarn selbstverständlich, dass überall die Fahne zu sehen ist, während das in Deutschland aufgrund der Geschichte längst nicht überall der Fall ist und daher erklärungsbedürftig.

 

 

25.01.2022

IV. Workshop

Von Forschung zur Praxis - Best Practices


Leiter: Prof.Dr.Norbert Kroó, Europäische Bewegung und Prof. Dr. Wolfgang Peter Sleich, Universität Ulm 


Der Workshop der Europäischen Bewegung zum Thema „Von Forschung zur Praxis – Best Practices hat den Teilnehmenden einen Einblick in die Welt der Wissenschaft – hauptsächlich die der Physik – ermöglicht.


Im Rahmen seines Vortrags stellte Prof. Dr. Norbert Kroó, Professor für Physik, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die Innovationen der Lasertechnik vor und sprach über die Bedeutung von Smart Cities-Konzepte. Wolfgang Schleich, Physiker mit Schwerpunkt Quantenopktik und Professor der Universität Ulm, gab dem Publikum einen umfassenden Überblick über die Meilensteile der Welt der Physik, die zuerst nur Ideen waren, aber später unsere Alltage verändert und erleichtert haben. Aus dem Workshop konnte die Konsequenz gezogen werden, dass es früher durchschnittlich 60-80 Jahre dauerte, bis eine Erfindung zur Anwendung kam. Für heute reduzierte sich jedoch diese Zeit bedeutend.

 

25.01.2022

V. Workshop

Wie kommuniziere ich erfolgreicher in der Balance zwischen Professionalität und Ich-Sein?


Leiter: Wolfgang Lüchtraht, Kommunikationstrainer und Experte für persönliche Wirksamkeit 


Als Teilprogram des Deutsch-Ungarischen Forums fand der Rhetorik-Workshop der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Titel „Wie kommuniziere ich erfolgreich in der Balance zwischen Professionalität und Ich-Sein?“ statt.


Der Leiter des Workshops war Wolfgang Lüchtrath, Gesprächstrainer und Coach von Berlin, der das Thema mit einem besonderen Annäherungsweise behandelt hat. Im Kernpunkt des Workshops stand der Zusammenhang zwischen Wirksamkeit und Erfolg einer Rede, indem man seine eigene Persönlichkeit im Mittelpunkt stellt. Um das zu erreichen, hat er den Teilnehmenden unterschiedliche praktische Ratschläge gegeben, und er hat es selbst mit einem Teilnehmer geführten Dialog demonstriert. Mehrere junge Teilnehmende haben mitgeteilt, dass sie bei ihren bevorstehenden Präsentationen und Reden ihre Hemmungen nicht überwinden können oder ihre immer aufgetretene Lampenfieber ihre Leistung beeinträchtigt. Am Ende zeigten sie sich viel selbstbewusster und präsenter und manche versuchten schon während der Veranstaltung ihre Ziele zu klären und ihre eigene Wirksamkeitsstrategie zu entwickeln.

 

Mit freundlicher Unterschtützung:

Share by: