"Die Linke Seite"

Die Linke Seite

Ein Werk von Iberpaker Laura - Lovassy László Gimnázium


Der Mond wirft seinen Schatten auf die kleine Küche in London. Die Oma Emma und ihre Familie sitzen um den Tisch. Das jüngste Enkelkind, Lily, fragt die Oma: „Why do you have that number on your arm, Granny?“ In dieser Familie ist Kommunikation immer schwer, weil die Kinder gar kein Deutsch sprechen. Mutti übersetzt die Frage.


Liebe Oma, Lily hat gefragt, warum du diese Nummer auf deinem Arm hast. Oma hat eine bittere Leidensmiene auf ihrem Gesicht, und plötzlich ist sie wieder 15 Jahre alt, in ihrem Zuhause.


Jahr 1944, Ungarn.


„Sie kommen, sie kommen!“ ruft Emmas Schwester von unten. Emma steht auf und läuft die Treppe hinunter. Sie alle wussten, was das bedeutet, aber sie wollten es nicht akzeptieren. Sie mussten es doch. Wir sind nach Mitternacht im Viehwagen, und der Zug rattert auf den Schienen. Ich sehe meinen Bruder und meine Schwestern, sie schlafen alle. Mutti auch. Aber ich konnte einfach nicht schlafen. Es gab ungefähr 70 Leute im gleichen Raum mit uns, also gab es gar keinen Platz für mich zum Schlafen. Die Gedanken gleiteten in meinem Kopf. „Sie haben gesagt, dass wir arbeiten werden“, sprach mich ein anderer Gefangener an."

Wir waren alle Juden, und in dieser Zeit galt das als Schuld. Nach der Denkweise der Nationalsozialisten sollten wir bestraft werden. Nach zwei Tagen kam der Zug in Birkenau an. Ich konnte ruhig bleiben, weil ich bei meiner Familie bleiben durfte, aber dann sagte ein Soldat: „Jetzt in Reihen!“ – wir folgten seinen Anweisungen, weil wir alle Angst hatten.


Ich habe zwei Personen gesehen, die ich für Ärzte gehalten habe, und ich hatte Recht. Die Ärzte haben uns einer nach dem anderen untersucht und dann entweder „nach rechts“ oder „nach links“ gesagt. Nach links zu gehen, bedeutete sicherlich den Tod, das wussten wir jedoch nicht. Wir durften es nicht wissen. Meine zwei Schwestern und ich wurden in die rechte Reihe gestellt, aber Mutti und mein Bruder mussten nach links gehen. Wir haben sie nie wieder gesehen. Am Abend habe ich großen Rauch aus einem Schornstein kommen sehen und ein Mädchen, das die Nummer B-22134 hatte, gefragt: „Was brennt dort?“


„Sie vernichten deine Familie jetzt“, antwortete sie, und ich konnte das nicht wahrhaben.

 

Im Konzentrationslager gab es einige Gaskammern, die die Deutschen nur „Duschzimmer“ nannten. Meine Mutti dachte auch, dass sie duschen, gehen wird und mein Bruder ebenso. Noch etwa 1,5 Millionen Juden wollten nur duschen, aber es gab keine Möglichkeit, kein Recht dafür, nicht für uns Juden. Nach der deutschen Denkweise waren wir zum Sterben geboren.

 

In den nächsten zwei Jahren mussten wir ständig arbeiten. Es gab keine Ruhe, kein Essen und auch keine Möglichkeit, die Toilette zu benutzen. Wir hatten dafür genau 15 Minuten Zeit, und dann mussten wir zurück zur Arbeit. Täglich wurden wir geschlagen, und wir mussten Zwangsarbeit leisten. Am Abend haben wir in Drei-Etagen-Betten geschlafen. Auf jeder Etage mussten 5 Personen schlafen, und in einem Raum schliefen 700 Juden. Wir wollten nicht nach Hause gehen; es gab kein „Zuhause“ mehr. Mein Zuhause war meine Mutti, meine Familie, deren Leichen in den Krematorien verbrannt wurden. Ich gebe zu, ich wollte sterben. Ohne meine Mutter, die die linke Seite wählen musste, motivierte mich kein Schriftzug mehr. „Arbeit macht frei“ stand über dem Tor des KZ-Lagers. Aber ich wollte keine Freiheit mehr. Ich habe aufgegeben."


Aber ich war nicht die Einzige. Einige sind gegen den Stacheldrahtzaun gelaufen und sind vom starken Stromschlag sofort gestorben. Nach ein paar Monaten mussten wir auch Gräber für die Leichen ausheben, die in den Krematorien nie verbrannt werden konnten, weil diese voll waren. Manche Menschen sind auch an schweren Krankheiten gestorben; sie wurden in diesen Gräbern verbrannt. Später fand ich heraus, dass es auch eine dritte Reihe für Zwillinge und Menschen mit Zwergwuchs gab. Die Nationalsozialisten führten an ihnen einige Experimente durch und sagten: „Kein Schlaf für sie“, und sie lachten.

 

Während meiner Heimfahrt war ich mir noch nicht sicher, ob es gut für mich ist, dass ich diese Reihe von tragischen Ereignissen überleben konnte, aber jetzt, mit 102 Jahren, bin ich sicher. Jahrelang konnte ich über nichts sprechen, weil es zu schwer war. Es war besser, nicht zu sprechen, als zu Leuten zu sprechen, die mich nicht verstehen konnten. Aber dann erinnerte ich mich: Ich machte ein Gelübde während meines 214. Tages, dass, wenn ich überlebe, ich für eine schönere Welt arbeiten will und alles tun werde, damit die Menschen einander akzeptieren und sich einander mit Liebe zuwenden. Ich habe mein Leben meinem Gelübde gewidmet und will dies bis zu meinem letzten Atemzug weiterführen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meine Mutter denke, die die linke Seite wählen musste. Aber ich musste nach rechts gehen, und es hatte seinen Grund. Die Welt kann von meinem Erlebnis lernen, und ich hoffe, dass Sie darauf achten, damit es nie wieder passiert."


Wir sind in der Küche, und Oma antwortet: „Nach einer schlechten und gehässigen Denkweise war ich nur diese Nummer. Aber reg dich nicht auf, meine Liebe, es ist besser, wenn wir uns erinnern, damit es nie wieder passiert.


"Granny says that, according to a hateful, mean mindset, this number defined her. But don't worry, my love, it's better to remember so it won’t happen again.


"We will." - answers Lily and they kiss Granny on the cheek while she sleeps.


"Who could possibly be mean to Granny?" asked Lily, sadly.

 

"What's important is that you treat people with kindness and accept them no matter color, sexuality, size, or what they believe in, because it doesn’t define anyone. What matters are your inner values. Look at Granny," they both look aside as Granny peacefully sleeps in her wheelchair with a light smile on her face, "she worked so hard to make people love each other no matter what. Let's continue her legacy and build an accepting society which is safe for everyone."


"We will," answers Lily, and they kiss Granny on the cheek while she sleeps."

 

A szöveg fiktív, Lily Ebert Holokauszt túlélő beszámolója alapján készült, néhány helyen azonban eltér a valóságtól.


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