Das Internierungslager in Kistarcsa

Das Internierungslager in Kistarcsa

Ein werk von Laczkó-Tóth Viktória - Lovassy László Gimnázium 


Kistarcsa ist eine Stadt, die im Komitat Pest in Nordungarn liegt. Das Gebiet ist 11,02 km² groß, und die Zahl der Einwohner betrug 13.606 Personen im Januar 2023. Während der ungarischen Geschichte spielte Kistarcsa mehrmals eine wichtige Rolle, unter anderem in den Kämpfen von Szent László und Salamon, dem sogenannten Mogyoród’schen Krieg. Nach dem erfolglosen Rákóczi-Freiheitskampf wurde das Gebiet unter die Gefolgschaft der Habsburger aufgeteilt. Nach dem Freiheitskampf von 1848-49 wurden viele Erneuerungen in der Eisenbahnindustrie vorgenommen, wodurch die Stadt später bei der Transportierung der Diskriminierten eine wichtige Rolle spielte.


Mit der Gründung der Maschinen- und Eisenbahnausrüstungsfabrik 1908 nahm die Zahl der Einwohner zu, da die Fabrik eine sehr gute Arbeitsmöglichkeit bot. Die Arbeiter konnten mit ihrer Familie zusammen in der Betriebssiedlung leben, die unabhängig vom Dorf war. Es wurden eine Schule, ein Postamt, ein Clubhaus, ein Lebensmittelgeschäft, eine Bibliothek und ein Kindergarten betrieben. In einer der Wohnungen wurde 1916 József Simándy, der berühmte Opernsänger, geboren.


Vor der Weltwirtschaftskrise 1929 ging die Fabrik in Konkurs, und die meisten Arbeiter zogen weg. Das Fabrikgebäude wurde kurzzeitig als Kammspinnerei genutzt und später während des Sozialismus kollektiviert. Die bankrottgegangene Fabrik diente als „Sammlungsort“ für Deviante aus Budapest, wie Kommunisten, Prostituierte, Arbeitsunwillige oder Kriminelle kleinerer Vergehen. Die alte Fabrik glich eher einem Ghetto als einem Gefängnis.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden Juden in das Lager gebracht. Nach der deutschen Besetzung wurden vier der fünf Pavillons von der Polizei kontrolliert und ein Pavillon gehörte der SS. Im sogenannten „B“-Pavillon wurden sowohl rebellierende Soldaten als auch Juden festgehalten. Das Objekt trug den Namen Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Transportlager Kistarcsa. Adolf Eichmann und die von ihm geleiteten SS-Einheiten nutzten Pavillon „B“, um die jüdische Bevölkerung zusammenzutreiben und später mit der Eisenbahn nach Auschwitz zu transportieren. Die Juden wurden aus verschiedenen Teilen Ungarns hierher gebracht und nach 2-3 Monaten weitertransportiert. Der erste Deportationszug fuhr am 28. April 1944 ab und erreichte nach fünf Tagen Auschwitz-Birkenau.


Im Mai wurde das Senden von Paketen erlaubt; die im Lager festgehaltenen Juden durften begrenzt Pakete mit Lebensmitteln, Kleidung und Waschutensilien erhalten, allerdings durften die Pakete keine Schuhe, alkoholischen Getränke, Briefe oder Dokumente enthalten.


Am 6. Juli wurden die Deportationen aufgrund internationalen Drucks und der veränderten militärischen Lage gestoppt, aber Adolf Eichmann versuchte noch am 12. Juli, einen Deportationszug nach Auschwitz zu schicken. Der Zug wurde nach 40 Kilometern bei Hatvan gestoppt und nach Kistarcsa zurückgeschickt.


Eichmann war mit der Entscheidung des damaligen Regenten, Horthy Miklós, nicht zufrieden und wies seine Männer an, die Juden aus Kistarcsa wegzuschleppen. Als Täuschungsmanöver zogen sie die gelben Sterne ab, um den Deportationsprozess noch unauffälliger zu gestalten. Vasdényey István, der Kommandant des Lagers, der auch viele andere Leben rettete, konnte die bereits Deportierten nicht retten, versuchte aber, menschenwürdige Bedingungen im Lager zu schaffen. Er setzte die Kinder frei und erlaubte freie Paketsendungen. Für diese Maßnahmen erhielt er 1969 eine der höchsten staatlichen Auszeichnungen Israels für Nichtjuden, den Titel „Gerechter unter den Völkern“.


Es folgte, dass es keine weiteren (bekannten) Deportationen gab, aber auch nach den bekannten Massendeportationen Ende April und Mitte Juli erkannte die ungarische Regierung Kistarcsa nicht als jüdisches Konzentrationslager an. Kistarcsa wurde am 28. Dezember 1944 von der sowjetischen und rumänischen Armee erreicht, es gab keinen Widerstand in dem Gebiet.


Nach dem Krieg hatte das Lager viele verschiedene Rollen, unter anderem als Polizeiakademie und praktisch als Gefängnis für politische Gefangene. Nach dem Regimewechsel wurden hier Flüchtlinge aus Ländern der Dritten Welt untergebracht. Schließlich übernahm die Kommunalverwaltung Kistarcsa das gesamte Lagergelände, und 2012 wurde beantragt, ein Museum nach dem Vorbild des Budapester Hauses des Terrors auf dem ehemaligen Lagergelände zu errichten. Leider wurde das Gelände später verkauft, und das Museum wird nun nur im Keller gebaut.


Ich habe dieses Thema gewählt, weil ich denke, dass in Geschichtsstunden, Geschichtsbüchern oder allgemein, wenn das Thema „Holocaust in Ungarn“ zur Sprache kommt, niemand über Kistarcsa oder Vasdényey spricht, obwohl beide sehr wichtige Teile des Prozesses waren. Ich denke, dass unsere Generation viel von diesen Museen lernen kann, daher finde ich es betrüblich, dass viele Gebäude demoliert wurden und wir jetzt nur noch aus verschiedenen Teilen des Lagers und Fotos erfahren, wie das Lager vor 80 Jahren aussah. Es ist sehr wichtig, dass wir aus der Geschichte unserer Welt lernen, und historische Denkmäler wie das Internierungslager in Kistarcsa sollten als Lehre dienen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.




Quellen: 


Kistarcsai Internáltak Emlékére Alapítvány (kistarcsaiemlekmuzeum.hu)
Kistarcsai Központi Internálótábor – Wikipédia (wikipedia.org)
Zsidó holokauszt Magyarországon – Wikipédia (wikipedia.org)
Vasdényey István, a kistarcsai embermentő - SopronMédia (sopronmedia.hu)
Múzeum épül a volt kistarcsai internálótábor területén (epiteszforum.hu)


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