Deutsch-Ungarisches Jugendwerk
Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Überwindung der europäischen Teilung 1989/90 bleiben untrennbar mit der ungarischen Initiative zur Beseitigung des Eisernen Vorhangs verbunden. Deutsche und Ungarn verbindet eine über 1.000-jährige Geschichte. Ende des 18. Jahrhunderts lebten im damaligen Königreich Ungarn mehr als eine Million Deutsche, vor dem ersten Weltkrieg etwa 1,5 Millionen. Bis heute ist eine blühende deutsche Kultur mit literarischen Werken, Zeitungen und Zeitschriften vorhanden.
Gerade die jüngere Beziehungsgeschichte im 20. Jahrhundert besteht aber auch aus schrecklichen Irrwegen, die Deutsche und Ungarn zum Teil miteinander beschritten haben. Aus diesen Irrwegen im Ersten und Zweiten Weltkrieg haben beide Völker die richtigen Lehren gezogen und eine feste Verankerung im Kreis der europäischen Völkerfamilie vorgenommen. Die intensive Freundschaft unserer beiden Länder beruht nicht zuletzt auf den gemeinsamen Erfahrungen zur Überwindung von Diktaturen und dem gemeinsamen Beitrag zur Auflösung der Ost-West-Teilung.
25 Jahre nach Öffnung des Eisernen Vorhangs haben Persönlichkeiten, die auf verschiedenste Weise vor und nach der Überwindung des Eisernen Vorhangs in Deutschland und Ungarn tätig sind, die Initiative ergriffen und in der Tradition der langen und freundschaftlichen Verbundenheit ein Deutsch-Ungarisches Jugendwerk gegründet.
Der Auftrag
Das Jugendwerk hat die Aufgabe, Beziehungen zwischen Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und für die Jugendarbeit Verantwortlichen in beiden Ländern zu fördern. Dieses soll insbesondere durch gegenseitige Treffen, Austausche im schulischen, kirchlichen, universitären, sportlichen und kulturellen Bereich, mit Sprachkursen, Sportbegegnungen und Praktika erfolgen. Das Jugendwerk kann für geeignete Projekte Projektkosten und Stipendien zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sollen Fachseminare und Forschungsarbeiten initiiert und gefördert werden. Mittelpunkt aller vom Jugendwerk geförderter Aktivitäten und Programme ist stets die gegenseitige Begegnung von jungen Menschen in Deutschland und Ungarn. Das Jugendwerk fördert die Vermittlung der Kultur des Partnerlandes, unterstützt interkulturelles Lernen und will mit gemeinsamen Projekten für bürgerschaftliches Engagement werben und derart junge Menschen für die besondere Verantwortung Deutschlands und Ungarns in Europa sensibilisieren. Ein Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis ist das Erlernen der Sprache der Partnerländer. Wir werden daher junge Menschen motivieren, die Sprache des anderen Landes zu erlernen.
Das Jugendwerk fungiert als Berater und Mittler zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen sowie den Akteuren der Zivilgesellschaft in Deutschland und Ungarn.
Unsere Arbeit
Seit 2016 führt das Jugendwerk diverse Austauschprogramme zu verschiedenen Schwerpunktsetzungen in vier Bereichen durch:
Bereich I: Gesellschaftlicher Dialog junger Leute
In diesem Bereich I hat das Jugendwerk beispielsweise folgende Maßnahmen durchgeführt:
• Das Jugendwerk ist seit 2017 Träger des staatlichen Deutsch-Ungarischen Forums, welches jährlich im Auftrag der beiden Außenministerien durchgeführt wird.
• Dialogformate mit der Politik
• Seminare zum Staatsaufbau, zu Wahlsystemen sowie wirtschaftlichen Fragestellungen aus beiden Ländern
• Formate „Auf den Spuren des kulturellen Erbes beider Länder“ mit jährlich wechselnder Schwerpunksetzung
• Beteiligung an Erasmus-Programmen und der europäischen Debatte zur Zukunft Europas in Straßburg
Bereich II: Vermittlung historischer Zusammenhänge im Kontext beider Länder
In dem Bereich II beinhaltet folgende Schwerpunkte:
• Jährliche Maßnahme: „Sommerakademie: Paneuropäischen Picknicks“ in Sopron mit Zeitzeugengesprächen
• Begegnung mit dem Holocaust: Regelmäßige Zeitzeugengespräche + Reise nach Auschwitz, jüdisches Leben in Deutschland und Ungarn
• Auseinandersetzung mit Diktaturen in Deutschland und Ungarn
• Kontextualisierung ungarischer Volksaufstand von 1956
• Kontextualisierung Nationalfeiertage
Bereich III: Europäische Schwerpunkte
In diesem Bereich führen wir Maßnahmen zur den Thematiken Nachhaltigkeit und Transformation der Wirtschaft mit dem Fokus auf die Möglichkeiten der eigenen Umsetzung durch:
• Nachhaltigkeitsthemen, wie Müllervermeidung
• Transformation der Gesellschaft am Beispiel von Innovation und Technik
(e-Mobilität)
• Einblicke in die Unternehmenswelt
• Regelmäßige Diskussionsformate zur Zukunft Europas
Bereich IV: Individuelle Befähigung
Zur Steigerung individueller Befähigungen führen wir regelmäßig Workshops zum Beispiel zu folgenden Themen durch:
• Rhetorik
• Schreibwerkstatt